Landesamt für Denkmalpflege untersucht vor Bad-Neubau ehemaligen Friedhof
Gotha. (tlz 15.10.2009) Derzeit laufen in Vorbereitung des Erweiterungsbaus des alten Stadtbades Grabungen durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege. Das neue Sport- und Familienbad wird schließlich – wie bereits vor einem Jahrhundert das alte Bad und die benachbarte Arnoldischule – auf dem einstigen Gelände des Friedhofs I errichtet. …
„Als man in den Jahren 1540-1542 das Kreuzkloster der frommen Weißfrauen vom Zisterzienserorden vor dem Brühler Tor samt der damit verbundenen Herberge abgerissen hatte, legte unser Friedrich Myconius noch im Jahre 1542 einen Friedhof mit einer kleinen Begräbniskapelle auf dem Gelände des Klosters an.“
Er diente als Ersatz für die geschlossenen Kirchhöfe neben der Augustiner- und Margarethenkirche. Dies hatte vor allem hygienische Gründe, denn damals wütete auch in Gotha die Pest. Als Standort für den neuen Gottesacker bot sich das ehemalige Klostergelände an.
Der 1546 verstorbene Gothaer Reformator Friedrich Myconius erhielt somit als einer der Ersten hier seine letzte Ruhestätte. Der „Alte Gottesacker“, wie er seit der 1757 erfolgten Eröffnung des Friedhofs II an der heutigen Eisenacher Straße genannt wurde, enthielt eine große Anzahl lokalge-schichtlich und künstlerisch wertvoller Grabdenkmäler aus der Zeit des Barock und Rokoko und stellte deshalb ein Kulturdenkmal ersten Ranges dar. Einige Gothaer Familien legten sich hier Erbbegräbnisse an. Eines gehörte der Beamten- und Gelehrtenfamilie Jacobs. Deren Stammvater war der aus Flensburg stammende Vizekanzler Johann Jacobs (1648-1732), der im Jahre 1721 für seine verstorbene Gattin Maria Elisabeth geb. Volck (1655-1720) ein Mausoleum errichten ließ, wo auch er elf Jahre später seine letzte Ruhe fand.
Bereits 1874 wurde der Friedhof für Beerdigungen geschlossen und die Garnisonkirche wegen Baufälligkeit abgerissen. Nachdem die Familienangehörigen die Möglichkeit erhalten hatten, Grabsteine umzusetzen, wurde der Friedhof I 1903 für den geplanten Bau des Stadtbades eingeebnet. Teilweise waren zuvor Grabsteine sogar ins Ausland – besonders nach Österreich – verkauft worden.
Im Mai wurde auch das Jacobs’sche Mausoleum „durch Stadtrathsarbeiter abgebrochen und das Gewölbe mit Schutt und Erde zugefüllt. Die gut erhaltenen Denkmäler, vorzügliche Bildhauerarbeiten, wurden dem herzoglichen Museum überwiesen. Vor dem Abbruch wurde das Erbbegräbniß photographisch aufgenommen.“
Nach mehr als 106 Jahren wurden nun Schutt und Erde wieder entfernt und die einst begehbare Gruft freigelegt. Ob es sich bei den darin gefundenen Knochenresten um hierher gehörige oder beim Zuschütten verstreute handelt, ist nicht mehr zu klären.